Fachdienst Psychologie
Menschen mit kognitiven Entwicklungsstörungen wollen und können so leben wie andere Menschen auch: mitten in der Gesellschaft. Das erfordert von ihnen viel Frustrationstoleranz und Veränderungsbereitschaft und von ihren Assistent*innen, Zugehörigen und Begleiter*innen Geduld und Einfühlungsvermögen. Psychologische Beratung und Begleitung leisten dabei eine wichtige Hilfe.
Beratung oder stützende Gespräche für Menschen mit Behinderung in Konfliktlagen
Die Mitarbeitenden des Fachdienstes Psychologie sind einfühlsame Gesprächspartner*innen bei
- Anpassungsproblemen in bestimmten Lebenslagen, wie neuen Arbeits- oder Wohnsituationen,
- Problemen in lebensgeschichtlichen Übergangsituationen, wie beispielsweise von der Pubertät zum Erwachsenenalter, von der Werkstatt in den Ruhestand, bei der Ablösung vom Elternhaus,
- Konflikten mit Arbeitskolleg*innen, Mitbewohner*innen oder Familienangehörigen,
- Umgang mit Krankheit und Trauer.
Entwicklungspsychologisches Gutachten
Verhaltensweisen und Haltungen von Menschen mit Behinderung sind nicht immer leicht zu verstehen. Oft wissen Assistent*innen einfach nicht genug über einen Menschen mit Behinderung. Das betrifft sowohl Personen, die schon lange in einem Wohnangebot leben, als auch Menschen, die neu hinzukommen.
Ein entwicklungspsychologisches Gutachten besteht aus
- einer Aufarbeitung der Biografie: Dafür werden bei Bedarf Berichte von früher besuchten Einrichtungen hinzugezogen,
- einer psychologisch erklärenden Einschätzung der Lebenssituation und der möglichen Konflikte der betroffenen Person,
- konkreten Empfehlungen für die Assistenzgestaltung.
Fachberatung der pädagogischen Assistent*innen oder der Assistenzteams
Unsere psychologische Fachberatung richtet sich an einzelne Assistenzpersonen sowie an gesamte Assistenzteams. Wir unterstützen bei Fragen rund um den Umgang mit
- Verhaltensauffälligkeiten in bestimmten Kontexten,
- Kommunikationsverhalten, Individualisierung, Sexualentwicklung,
- Konfliktsituationen im Wohnangebot.
Supervision von pädagogischen oder pflegerischen Assistent*innen und Assistenzteam
Supervision ist eine gezielte Einzel- oder Gruppenberatung für Mitarbeitende in psychosozialen Berufen. Supervision bietet Raum für gemeinsame Reflexion sowie für die Erarbeitung möglicher Handlungsoptionen. Sie ist Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements und Prävention. Wir unterstützen Sie bei der
- Weiterentwicklung der eigenen Professionalität,
- Bearbeitung und Lösung aktueller Konflikte,
- Entwicklung von Rollen-, Aufgaben- und Zielklarheit im Arbeitsfeld.
Coaching von Assistent*innen und Leitungskräften
Coaching ist ein gezielter Anleitungs-, Trainings- und Beratungsprozess zur Umsetzung persönlicher und beruflicher Ziele und zur Entwicklung der dazu notwendigen sozialen Kompetenzen. Dieses Angebot ist insbesondere für Assistenz- und Leistungskräfte geeignet, die ihre berufliche Leistung verbessern, oder sich neuen Aufgaben stellen wollen.
Fachberatung von Zugehörigen (Angehörige, Freunde) und gesetzlichen Betreuer*innen
Wir bieten psychologische Fachberatung für Angehörige und gesetzliche Betreuer*innen zu allen Fragen rund um den Umgang mit Menschen mit kognitiven Entwicklungsstörungen, Assistenzteams oder Institutionen an. In bestimmten Fällen empfehlen wir unsere Fortbildungen.
Diagnostik ADHS und Autismus-Spektrum-Störungen
Wir bieten in unserem Beratungszentrum auch einen Schwerpunkt für die Diagnostik
von Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
und Autismus-Spektrum-Störungen (AAS).
ADHS
In der Vergangenheit wurde ADHS ausschließlich im Kindes – und Jugendalter diskutiert. Heute weiß man, dass die Symptomatik bis in das Erwachsenenalter fortbesteht und bei betroffenen Erwachsenen Einfluss auf Verhalten und Erleben im Alltag hat. Es kann gerade bei Erwachsenen mit ADHS zu Problemen beim Erreichen beruflicher Ziele sowie zu Konflikten in (partnerschaftlichen) Beziehungen kommen. Zudem ist ADHS mit einer Anzahl von anderen psychischen Erkrankungen und Problemen verbunden. Vor diesem Hintergrund kommt es zu komplexen Anforderungen an die Diagnostik des ADHS im Erwachsenenalter.
Ablauf der Diagnostik:
1. Ausführliches Erstgespräch zur umfassenden, strukturierten Erhebung der Anamnese (Vorgeschichte).
2. Erhebung der störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte (z.B. Beginn und Verlauf der Symptomatik).
3. Ausführliches Gespräch zur aktuellen ADHS-Symptomatik (Art, Häufigkeit, Intensität) in verschiedenen Lebensbereichen (Familie, Schule/Arbeit, Freizeitbereich).
4. Erhebung der Familienanamnese, insbesondere mit Anhaltspunkten auf eine ADHS bei Eltern, Geschwistern, Kindern.
5. Durchführung der Psychologischen Testung.
Autismus-Spektrum-Störungen (AAS)
Autismus-Spektrum-Störungen werden als tiefgreifende Entwicklungsstörungen verstanden, die sich bereits in der Kindheit zeigen und über das gesamte Leben anhalten. Es kommt dabei zu Auffälligkeiten in der altersentsprechenden Kommunikationsfähigkeit und auch Sprache. Zudem zeigen sich Einschränkungen in der sozialen Interaktion. Man spricht hier oft von begrenzten, sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensweisen, Spezialinteressen und Aktivitäten. Der Begriff der Autismus-Spektrum-Störung umfasst Begriffe wie frühkindlicher Autismus, Asperger-Autismus und Atypischer Autismus.
1. Ausführliche Gespräche zur umfassenden, strukturierten Erhebung der Anamnese (Vorgeschichte).
2. Ausführliche Gespräche zur störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte mit Fremdanamnese (Einbeziehung von Informationen durch die Zugehörigen).
3. Durchführung von Verhaltensbeobachtungen.
4. Durchführung der störungsspezifischen, psychologischen Testung.
5. Ggf. sind in Kooperation mit dem/der Hausarzt*in körperliche oder neurologische Untersuchungen erforderlich.
Erfassung des Emotionalen Entwicklungsstands mittels SEED (Skala der Emotionalen Entwicklung – Diagnostik)
Menschen mit einer geistigen Behinderung durchlaufen grundsätzlich die gleichen Entwicklungsphasen wie Menschen ohne Behinderungen. Aber: die Entwicklung kann verzögert oder unvollständig ablaufen. Der emotionale Entwicklungsstand kann sich also deutlich vom kognitiven Referenzalter unterscheiden. Die Diskrepanz zwischen emotionaler und kognitiver Entwicklung ergibt ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Problemverhalten und psychischen Störungen.
Die genaue Erfassung des emotionalen Entwicklungsstands ist somit wichtig, um:
- grundlegenden emotionale Bedürfnisse und Antriebe zu erkennen,
- Prozesse, die zu einem bestimmten Verhalten führen, zu erklären und zu verstehen,
- einen angemessenen Umgang damit zu finden,
- die Persönlichkeitsstruktur zu erkennen,
- und damit die Weiterentwicklung der Persönlichkeit zu ermöglichen
- sowie in Förderung und Beruf weder zu überfordern, noch zu unterfordern,
- das zur Verfügung stehende therapeutische und pädagogische Spektrum anzupassen und zu erweitern.
Unser Angebot ist, diese Diagnostik bei Ihnen vor Ort durch ein*e Mitarbeiter*in des Beratungszentrums Alsterdorf für einen Menschen Ihrer Wohngruppe, Schule, Tagesförderstätte durchzuführen. Die Diagnostik beinhaltet Beobachtungen, Gespräche mit Bezugspersonen, ggf. Interaktion mit der Person, einer schriftlichen Auswertung in Berichtform und einer kurzen mündlichen Auswertung im Team.